Svenja Koch • 23.09.2024
Lesezeit: ca. 8 Minuten (1.586 Wörter)
Inhaltsverzeichnis
Der Kauf eines Pferdes ist ein großer Schritt und ein aufregender Moment im Leben eines jeden Pferdeliebhabers. Doch ein eigenes Pferd bedeutet nicht nur Freude, sondern auch Verantwortung, Zeit und eine langfristige Bindung. Damit Du die richtige Wahl triffst und Dein zukünftiger Pferdekauf ein Erfolg wird, gibt es einige wichtige Dinge zu beachten. In diesem Beitrag erfährst du die wichtigsten Aspekten, die Du beim Kauf eines Pferdes unbedingt beachten solltest.
1. Definiere Deine Bedürfnisse und Ziele
Bevor Du überhaupt mit der Suche nach einem Pferd beginnst, solltest Du Dir klar darüber werden, was Du eigentlich suchst und welche Anforderungen Du an Dein zukünftiges Pferd stellst. Möchtest Du das Pferd für den Freizeitsport, das Dressurreiten, Springreiten oder vielleicht sogar für die Zucht kaufen? Oder suchst Du einen treuen Begleiter für gemütliche Ausritte ins Gelände? Deine eigenen Ziele und Ambitionen sollten den Kauf maßgeblich beeinflussen.
Auch Deine Reiterfahrung spielt eine große Rolle. Bist Du ein erfahrener Reiter oder eher ein Anfänger? Ein junges, unerfahrenes Pferd erfordert eine ganz andere Art von Training und Aufmerksamkeit als ein erfahrenes, gut ausgebildetes Pferd. Ein Anfänger sollte in der Regel eher zu einem älteren, ausgebildeten und gelassenen Pferd greifen, während erfahrenere Reiter möglicherweise mit einem jüngeren, talentierten Pferd glücklich werden.
Fragen, die Du Dir vorab beantworten können solltest:
- Was ist mein Budget für Kauf, Haltung und Pflege?
- Welche Disziplin möchte ich reiten (Dressur, Springen, Freizeit, Western, etc.)?
- Wie viel Zeit kann ich für das Pferd aufwenden?
- Bin ich bereit, mit einem jungen Pferd zu arbeiten, oder bevorzuge ich ein ausgebildetes Pferd?
2. Die Kosten realistisch einschätzen
Ein Pferd zu kaufen ist eine große finanzielle Verpflichtung, die weit über den eigentlichen Kaufpreis hinausgeht. Neben den laufenden Kosten für Stallmiete, Futter, Hufpflege und Tierarzt solltest Du auch Rücklagen für unerwartete Tierarztkosten und regelmäßige Ausgaben wie Reitunterricht oder Ausrüstung einplanen. Realistisch betrachtet solltest Du mit monatlichen Kosten von etwa 400 bis 1.000 Euro rechnen, abhängig von der Haltungsform und den individuellen Bedürfnissen Deines Pferdes. Daher solltest Du bereits vor dem Kauf eine detaillierte Kostenplanung erstellen.
Zu den laufenden Kosten gehören unter anderem:
Stallmiete
Je nach Region und Art des Stalls (Offenstall, Boxenstall, Paddockbox) können die Kosten variieren. Grundsätzlich gibt es folgende Optionen:
- Offenstall: Im Offenstall leben die Pferde meist in Gruppen und haben viel Bewegung. Dies ist häufig die günstigste Haltungsform, mit Kosten zwischen 200 und 400 Euro pro Monat.
- Boxenstall: Ein Stall mit eigener Box für Dein Pferd kostet in der Regel mehr, insbesondere wenn tägliches Führen auf die Koppel, das Ausmisten und Futter inklusive sind. Hier liegen die Preise zwischen 300 und 700 Euro pro Monat.
- Pensionsstall mit Vollpension: In einigen Ställen wird eine Rundum-Betreuung angeboten, bei der das Pferd gefüttert, ausgemistet und versorgt wird. Solche Ställe bieten oft auch zusätzliche Services wie individuelle Betreuung oder die Nutzung von Reithallen. Die Preise beginnen bei 600 Euro und können bis zu 1.200 Euro oder mehr pro Monat betragen.
Futter und Pflege
Selbst wenn Dein Pferd in einem Stall untergebracht ist, der Futter bereitstellt, gibt es zusätzliche Futterkosten für spezielle Ernährungsbedürfnisse oder Ergänzungsfutter:
- Heu und Stroh: Je nach Region und Verfügbarkeit kann es zu Engpässen und Preisschwankungen kommen. In der Regel kannst Du für Heu- und Strohkosten zwischen 50 und 150 Euro pro Monat kalkulieren.
- Kraftfutter: Viele Pferde benötigen zusätzliches Kraftfutter, das abhängig von Alter, Training und Gesundheitszustand angepasst werden muss. Die Kosten dafür betragen im Durchschnitt etwa 20 bis 50 Euro monatlich.
- Ergänzungsfutter und Mineralien: Besonders bei Sportpferden oder älteren Pferden können Ergänzungsfutter wie Mineralien, Vitamine oder Gelenkmittel nötig sein. Diese belaufen sich auf etwa 30 bis 100 Euro pro Monat.
- Hufpflege: Pferde müssen regelmäßig zum Hufschmied, um Hufe auszuschneiden oder zu beschlagen. Dies ist ein unverzichtbarer Teil der Pferdepflege und sollte alle sechs bis acht Wochen erfolgen. Für das Ausschneiden der Hufe zahlst Du im Durchschnitt zwischen 30 und 60 Euro. Bei einem Pferd, das beschlagen werden muss, liegen die Kosten deutlich höher – zwischen 80 und 150 Euro pro Beschlag. Spezialbeschläge können sogar noch teurer sein.
Tierarztkosten
Regelmäßige tierärztliche Betreuung gehört zur Grundversorgung eines Pferdes und sollte nicht unterschätzt werden. Einmal im Jahr sollte beispielsweise ein Pferdezahnarzt die Zähne kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren. Diese Untersuchungen kosten etwa 80 bis 150 Euro. Hinzu kommen unvorhergesehene Kosten für Krankheiten oder Verletzungen. Pferde benötigen zudem jährliche Impfungen gegen Tetanus, Influenza und teilweise auch Herpes. Die jährlichen Impfkosten betragen etwa 100 bis 150 Euro. Zur Vorbeugung von Parasiten sind Wurmkuren ebenfalls regelmäßig notwendig. Diese kosten etwa 15 bis 40 Euro pro Kur, die drei- bis viermal im Jahr durchgeführt wird.
Abb.1: Regelmäßige tierärztliche Betreuung gehört zur Grundversorgung eines Pferdes
Ausrüstung
Sattel, Trense, Decken und weiteres Zubehör sind nicht billig und müssen regelmäßig gewartet oder ersetzt werden. Ein Sattel kostet beispielsweise in der Regel zwischen 800 und 2.000 Euro, je nach Marke und Passform.
3. Den richtigen Typ Pferd finden
Nachdem Du Deine Bedürfnisse und das Budget klar hast, geht es darum, den passenden Pferdetyp zu finden. Hier spielt nicht nur die Rasse, sondern auch das Alter, die Größe und der Charakter des Pferdes eine wichtige Rolle.
Der Charakter eines Pferdes sollte zu Deinem eigenen Wesen und Deinem Reitstil passen. Manche Pferde sind temperamentvoll und dynamisch, andere ruhig und gelassen. Probiere das Pferd bei mehreren Gelegenheiten aus, um sicherzustellen, dass es wirklich zu Dir passt.
Bedenke: Jede Pferderasse hat spezielle Eigenschaften. Warmblüter sind häufig die Wahl im Dressursport oder Springreiten, während Kaltblüter eher als Freizeit- oder Arbeitspferde verwendet werden. Ponys sind ideal für Kinder und Jugendliche oder kleinere Erwachsene. Informiere Dich über die Eigenschaften der verschiedenen Rassen und entscheide, welche am besten zu Dir passt.
Last but not least: Das Alter eines Pferdes sagt viel über seinen Ausbildungsstand und seine Verlässlichkeit aus. Junge Pferde (unter 5 Jahren) sind oft unerfahren und müssen weiter ausgebildet werden, während ältere Pferde (ab 10 Jahren) in der Regel gelassen und gut ausgebildet sind. Ein Pferd in den besten Jahren (zwischen 8 und 12 Jahren) ist oft gut trainiert, aber noch vital.
4. Vorab-Besuche beim Pferd planen und vorbereiten
Hast Du ein Pferd ins Auge gefasst, solltest Du unbedingt einen Proberitt vereinbaren. Nimm Dir ausreichend Zeit, um das Pferd in seiner gewohnten Umgebung kennenzulernen und verschiedene Situationen zu beobachten. Wenn Du nicht sehr erfahren im Pferdekauf bist, solltest Du unbedingt einen erfahrenen Pferdekenner oder Trainer mitnehmen. Eine zweite Meinung ist immer wertvoll, und jemand mit Erfahrung erkennt möglicherweise Dinge, die Dir entgehen. Ein fachkundiger Berater kann helfen, das Verhalten des Pferdes besser einzuschätzen, und auch bei der Bewertung des Ausbildungsstandes und der Gesundheit Unterstützung leisten.
Reite das Pferd vor Ort in der Halle, auf dem Platz und – wenn möglich – auch im Gelände. Achte dabei auf Folgendes:
- Wie reagiert das Pferd auf Deine Kommandos?
- Ist es aufmerksam und leicht zu kontrollieren?
- Wie verhält es sich in stressigen Situationen?
- Wirkt es ausgeglichen und gesund?
Abb.2: Wie verhält sich das Pferd Dir gegenüber beim Reiten oder Putzen?
Zusätzlich solltest Du den Verkäufer fragen, ob es möglich ist, das Pferd bei einem zweiten Besuch nochmals auszuprobieren. So kannst Du sicherstellen, dass es nicht nur bei einem guten Tag gut funktioniert, sondern auch konstant in seinem Verhalten ist.
5. Ankaufsuntersuchung durch einen Tierarzt planen
Die Ankaufsuntersuchung ist ein entscheidender Schritt beim Pferdekauf. Ein Tierarzt untersucht das Pferd dabei auf gesundheitliche Probleme, die möglicherweise nicht sofort sichtbar sind. Diese Untersuchung schützt Dich vor unvorhergesehenen gesundheitlichen Kosten und sorgt dafür, dass Du keine unangenehmen Überraschungen erlebst.
Die Ankaufsuntersuchung besteht aus zwei Hauptteilen:
- Kleine Ankaufsuntersuchung: Der Tierarzt untersucht das Pferd auf allgemeine körperliche Gesundheit, wie den Zustand der Augen, Zähne, Herz und Lunge. Auch die Bewegungen werden auf Lahmheiten überprüft.
- Große Ankaufsuntersuchung: Hierbei kommen zusätzlich noch Röntgenbilder zum Einsatz, um eventuelle versteckte gesundheitliche Probleme, wie Gelenk- oder Knochenschäden, zu erkennen.
Es ist ratsam, die große Ankaufsuntersuchung durchführen zu lassen, besonders wenn Du planst, das Pferd sportlich zu nutzen.
6. Kaufvertrag aufsetzen
Der Kaufvertrag ist ein wichtiges Dokument, das beide Parteien rechtlich absichert. Er sollte folgende Punkte enthalten:
- Name und genaue Beschreibung des Pferdes (Rasse, Alter, Farbe, besondere Merkmale)
- Kaufpreis und Zahlungsmodalitäten
- Angaben über die Ankaufsuntersuchung und mögliche gesundheitliche Einschränkungen
- Vereinbarungen über einen möglichen Rücktritt vom Kauf (z. B. bei unerwarteten gesundheitlichen Problemen)
- Übergabemodalitäten, wie der Tag der Übergabe und eventuelle Transportkosten
Lass den Vertrag vorab von einem Anwalt prüfen, um sicherzustellen, dass alle wichtigen Punkte abgedeckt sind.
7. Transport und Eingewöhnungsphase
Nach dem Kauf musst Du das Pferd sicher zu seinem neuen Zuhause bringen. Wenn Du keinen eigenen Pferdeanhänger hast, kannst Du den Transport von einem professionellen Pferdetransporteur übernehmen lassen. Achte darauf, dass das Pferd ruhig und sicher verladen wird, um Stress und Verletzungen zu vermeiden. Dann beginnt eine wichtige Phase: die Eingewöhnung. Dein neues Pferd braucht Zeit, um sich an sein neues Zuhause, die neue Umgebung und Dich als neuen Besitzer zu gewöhnen. Gib ihm die nötige Ruhe und Geduld, um sich einzuleben.
- Gib dem Pferd Zeit, sich mit anderen Pferden und Stallmitgliedern anzufreunden.
- Lass das Pferd in den ersten Tagen den Stall und die Koppeln erkunden.
- Beginne mit kurzen und entspannten Trainingseinheiten, um Vertrauen aufzubauen.
8. Fazit
Der Kauf eines Pferdes ist eine große Entscheidung, die wohlüberlegt getroffen werden muss. Mit einer klaren Vorstellung von Deinen Bedürfnissen, einer gründlichen Ankaufsuntersuchung und fachkundiger Unterstützung kannst Du sicherstellen, dass Du den idealen Begleiter für Dich findest. Ein Pferd ist mehr als ein Sportgerät – es ist ein Partner, mit dem Du viele schöne Jahre verbringen wirst.
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