Svenja Koch • 18.11.2024
Lesezeit: ca. 6 Minuten (1.630 Wörter)
Inhaltsverzeichnis
Die Entscheidung, einen zweiten Hund in die Familie zu holen, ist aufregend – doch sie will gut überlegt sein. Ein neuer Hundekumpel kann das Leben deines bestehenden Hundes und deines Haushalts bereichern, aber es gibt einige wichtige Aspekte, die du berücksichtigen solltest. Hier sind die wichtigsten Überlegungen und Tipps für die Anschaffung eines Zweithundes.
1. Gleiche oder verschiedene Rassen: Was passt besser?
Die Wahl der Rasse für deinen Zweithund sollte sorgfältig und bedacht getroffen werden. Die Persönlichkeit deines Ersthundes ist der wichtigste Indikator dafür, welche Rasse am besten passt. Es geht weniger darum, die „perfekte“ Rasse zu finden, sondern mehr darum, sicherzustellen, dass beide Hunde glücklich und zufrieden miteinander leben können. Die Harmonie zwischen den Hunden kann durch eine sorgfältige Auswahl und eine durchdachte Eingewöhnung erheblich gesteigert werden.
Gleiche Rasse: Vorteile und Herausforderungen
Vorteile: Einen Hund derselben Rasse zu wählen, kann einige Vorteile mit sich bringen. Hunde der gleichen Rasse haben oft ähnliche Temperamente, Energielevel und Bedürfnisse. Zum Beispiel haben Herdenschutzhunde wie Kuvasz oder Kangal in der Regel einen ausgeprägten Schutzinstinkt und könnten mit einem Artgenossen, der ein ähnliches Verhalten zeigt, besser harmonieren. Retriever-Rassen (z.B. Labradore oder Golden Retriever) sind beispielsweise sozial und verspielt und genießen es oft, mit einem ebenso fröhlichen und aktiven Hund ihrer Rasse zu spielen.
Herausforderungen: Trotz ähnlicher Eigenschaften kann es auch Herausforderungen geben, insbesondere wenn die Hunde um Ressourcen (Spielzeug, Futter oder Aufmerksamkeit) konkurrieren. Außerdem könnten sich zwei Hunde mit einem hohen Energielevel gegenseitig „hochschaukeln“, was in einem hektischen Haushalt anstrengend sein könnte.
Unterschiedliche Rassen: Was passt und was nicht?
Manchmal kann es eine gute Idee sein, eine andere Rasse als die des Ersthundes zu wählen, um dessen Eigenschaften und Bedürfnisse auszugleichen. Beispielsweise kann ein energiegeladener Hund, wie ein Border Collie, von der Gesellschaft eines ruhigeren Hundes profitieren, z.B. eines älteren Labradors. Der ruhige Hund kann dem aktiven Hund helfen, sich zu entspannen, und der aktive Hund bringt Schwung in den Alltag. Ein geselliger und freundlicher Hund, wie ein Golden Retriever, harmoniert oft gut mit einem ebenfalls sozialen Hund, wie einem Beagle. Beide Hunde lieben es, zu spielen und gemeinsam zu erkunden, aber sie sind auch entspannt genug, um gemeinsam zu entspannen.
Aber auch unterschiedliche Arbeitsbedürfnisse können durchaus kompatibel sein: Ein Hütehund, wie ein Australian Shepherd, kann gut mit einem Hund zusammenpassen, der keine so starke Arbeits- und Bewegungsorientierung hat, wie ein Basset Hound. Solange der Besitzer in der Lage ist, die speziellen Bedürfnisse des Hütehundes zu erfüllen (z.B. Agility oder Suchspiele), könnten beide Hunde eine gute Balance finden.
Kombinationen, die schwierig sein können, sind beispielsweise:
- Sehr dominante oder territoriale Hunde: Zwei Rassen, die beide dazu neigen, dominant zu sein, wie ein Rottweiler und ein Akita, könnten in Konflikt geraten, besonders wenn sie um Ressourcen oder Territorium streiten. Diese Kombination könnte viel Training und Management erfordern.
- Sehr unterschiedliche Energielevel: Ein lebhafter Terrier (z.B. Jack Russell) könnte einen älteren, ruhigen Hund, wie einen Senior-Mastiff, frustrieren, wenn er ständig zu Spielen auffordert. In diesem Fall könnte der Altersunterschied zu Frustration auf beiden Seiten führen.
- Hunde mit starkem Jagdtrieb und kleine, zarte Rassen: Ein Hund mit einem ausgeprägten Jagdtrieb, wie ein Husky oder Windhund, könnte in der Gesellschaft eines kleinen, flinken Hundes, wie einem Chihuahua oder einem Papillon, problematisch sein. Hier ist besondere Vorsicht geboten, um sicherzustellen, dass der kleine Hund nicht als „Beute“ betrachtet wird.
Auch die Größe der Hunde spielt eine Rolle. Ein großer, starker Hund könnte versehentlich einen kleineren Hund verletzen, vor allem, wenn sie zusammen spielen. Wenn du eine Kombination aus einem großen und einem kleinen Hund in Betracht ziehst, solltest du sicherstellen, dass der große Hund gut trainiert ist und sich respektvoll verhält.
Last but not least: Hunde mit ähnlichen Pflegeanforderungen (z.B. Fellpflege, Trainingsbedarf) sind oft einfacher zu handhaben. Wenn dein Ersthund tägliches Bürsten benötigt, könnte es sinnvoll sein, einen zweiten Hund zu wählen, der ebenfalls regelmäßige Pflege braucht, damit du eine konsistente Routine beibehalten kannst.
Abb.1: Wenn unterschiedliche Hunderassen ähnliche Charaktereigenschaften haben, ist die Entstehung einer innigen Freundschaft sehr wahrscheinlich
2. Welpe oder erwachsener Zweithund?
Wenn du einen Zweithund anschaffen möchtest, ist der Altersunterschied zwischen deinem Ersthund und dem neuen Familienmitglied ein wichtiger Faktor, der Einfluss auf die Harmonie in deinem Haushalt haben kann.
Ein Welpe bringt eine Menge Energie und Unvorhersehbarkeit mit sich. Dies kann je nach Alter und Charakter deines Ersthundes eine Bereicherung oder eine Herausforderung sein. Positive Aspekte bei der Anschaffung eines Welpen als Zweithund sind beispielsweise:
- Erziehung durch den Ersthund: Ein bereits gut erzogener älterer Hund kann dem Welpen auf natürliche Weise beibringen, was richtig und falsch ist. Der Welpe lernt durch Nachahmung und nimmt Verhaltensweisen schneller an.
- Lebensfreude und Energie: Ein Welpe bringt frischen Wind in den Alltag deines älteren Hundes. Viele erwachsene Hunde blühen regelrecht auf, wenn sie einen jungen Spielgefährten haben, mit dem sie herumtollen können.
- Stärkung der Bindung: Der Ersthund fühlt sich oft als „Lehrmeister“ und kann eine enge Bindung zum Welpen aufbauen. Diese Art der Dynamik kann für beide Hunde sehr erfüllend sein.
Als negative Konsequenz ist beispielsweise eine mögliche Überforderung des Ersthundes zu nennen: Wenn dein Ersthund älter oder ruhiger ist, kann der permanente Übermut eines Welpen anstrengend sein. Ältere Hunde brauchen oft mehr Ruhe, und ein junger, ungestümer Hund könnte den Senior stressen. Auch der höherer Zeit- und Energieaufwand eines Welpen sollte nicht unterschätzt werden: Einen Welpen großzuziehen, erfordert viel Aufmerksamkeit, Training und Geduld. Du musst in der Lage sein, dich intensiv um den Welpen zu kümmern, während du gleichzeitig deinem Ersthund gerecht wirst.
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Auch können Ressourcenkonflikte auftreten, denn Welpen sind neugierig und ungestüm, was manchmal dazu führen kann, dass der Ersthund sein Territorium oder Spielzeug verteidigt. Eine gute Einführung und klare Regeln sind hier notwendig.
Die Wahl des richtigen Alters für deinen Zweithund hängt stark von der Persönlichkeit und den Bedürfnissen deines Ersthundes ab. Ein junger, aktiver Hund könnte sich über einen energiegeladenen Welpen freuen, während ein älterer, gesetzter Hund möglicherweise besser mit einem ebenfalls ruhigen Artgenossen harmoniert. Überlege dir, wie viel Energie, Zeit und Geduld du in die Erziehung und Integration eines Zweithundes investieren kannst, und entscheide auf dieser Grundlage.
Abb.2: Einen Welpen großzuziehen, erfordert viel Aufmerksamkeit, Training und Geduld – häufig muss der Ersthund dabei zurückstecken
3. Eingewöhnung: So klappt es mit dem neuen Familienmitglied
Die Eingewöhnung eines zweiten Hundes ist ein entscheidender Moment, der über die zukünftige Beziehung zwischen deinen Hunden und den Alltag in deinem Zuhause bestimmen kann. Dieser Prozess erfordert Geduld, Verständnis und ein gutes Gespür für die Bedürfnisse beider Tiere.
Erstkontakt und Kennenlernen
Der erste Schritt für eine erfolgreiche Eingewöhnung ist die Vorstellung der Hunde auf neutralem Boden. Es ist wichtig, dass sich die Hunde nicht in deinem Zuhause zum ersten Mal begegnen, da dieses von deinem Ersthund als sein Territorium betrachtet werden könnte. Ein Park oder eine ruhige Wiese eignen sich gut für das erste Kennenlernen. Hier sollten die Hunde die Möglichkeit haben, sich an der Leine langsam zu beschnuppern und sich in ihrem eigenen Tempo aneinander zu gewöhnen. Achte dabei darauf, dass die Leinen locker bleiben, da angespannte Leinen bei den Hunden ein Gefühl von Unsicherheit oder Bedrohung auslösen können.
Beobachte die Körpersprache beider Hunde genau: Ein wedelnder Schwanz, entspannte Ohren und neugieriges Schnüffeln sind gute Zeichen. Sollten sich jedoch Anzeichen von Unbehagen, wie Steifheit oder Knurren, zeigen, ist es wichtig, die Situation behutsam zu unterbrechen und den Hunden Zeit zu geben, sich wieder zu beruhigen. Für das erste Treffen ist es am besten, wenn es relativ kurz und möglichst stressfrei abläuft, sodass beide Hunde mit einem positiven Gefühl auseinandergehen.
Wenn die erste Begegnung harmonisch verläuft, kannst du die Hunde vorsichtig in dein Zuhause bringen. Achte darauf, dass dein Ersthund in dieser Situation besonders unterstützt wird, da er hier möglicherweise eine stärkere Bindung zu seinem Umfeld hat. Der neue Hund sollte die Möglichkeit haben, das Haus oder die Wohnung in seinem eigenen Tempo zu erkunden, während du die Aufmerksamkeit gleichmäßig verteilst. Es ist ratsam, in den ersten Tagen für jeden Hund eigene Rückzugsorte zu schaffen, an denen sie sich entspannen und ungestört sein können. Dies ist besonders wichtig, um Streitigkeiten zu vermeiden und jedem Hund ein Gefühl der Sicherheit zu geben.
Umgang mit möglichen Konflikten
Die ersten Tage der Eingewöhnung sind besonders sensibel, und du solltest dich darauf vorbereiten, mögliche Konflikte zu managen. Füttere die Hunde am besten getrennt, um Spannungen rund um das Thema Futter zu vermeiden, und sorge dafür, dass jeder Hund seine eigenen Ressourcen wie Futter- und Wassernäpfe, Spielzeug und Schlafplätze hat. Gemeinsame Aktivitäten können ebenfalls sehr hilfreich sein, um eine positive Beziehung zwischen den Hunden aufzubauen. Gemeinsame Spaziergänge sind eine gute Möglichkeit, die Hunde aneinander zu gewöhnen, ohne dass sie in direktem Kontakt stehen müssen. Sie können nebeneinander laufen, die gleiche Umgebung erkunden und positive Erfahrungen miteinander verknüpfen, ohne in Konkurrenz zu stehen.
Die erste Zeit sollte geprägt sein von viel Geduld und positiver Verstärkung. Lobe beide Hunde, wenn sie sich ruhig und freundlich verhalten, und schaffe eine friedliche Atmosphäre. Konflikte können dennoch auftreten, besonders wenn sich die Hunde an ihre neuen Rollen und die Rangordnung gewöhnen. In solchen Momenten ist es wichtig, ruhig und bestimmt zu reagieren. Schreite nicht sofort mit Strenge ein, es sei denn, die Situation eskaliert. Oft reicht es aus, durch sanfte Umleitung oder Ablenkung wieder Harmonie herzustellen.
Wenn es trotz all deiner Bemühungen zu wiederkehrenden Spannungen kommt, zögere nicht, dir professionelle Hilfe zu suchen. Ein erfahrener Hundetrainer oder Verhaltensberater kann die Situation neutral beurteilen und dir individuelle Tipps geben. Die Eingewöhnung kann manchmal Wochen oder sogar Monate dauern, bis sich die Hunde vollständig aneinander angepasst haben und sich eine feste Bindung entwickelt hat. Es ist wichtig, geduldig zu bleiben und den Hunden die Zeit zu geben, die sie brauchen.
Abb.3: Ein Park oder eine ruhige Wiese eignen sich gut für das erste Kennenlernen
4. Fazit
Ein Zweithund kann das Leben bereichern und deinem ersten Hund einen treuen Spielkameraden bieten. Die Entscheidung sollte jedoch gut durchdacht sein, und es ist wichtig, sich der zusätzlichen Verantwortung bewusst zu sein. Wenn du die oben genannten Aspekte berücksichtigst und dich gut vorbereitest, steht einem harmonischen Zusammenleben mit zwei Hunden nichts im Wege.
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