Svenja Koch • 09.10.2024

Lesezeit: ca. 9 Minuten (1.890 Wörter)


Barfen, kurz für „Biologisch Artgerechtes Rohes Futter“, ist eine Ernährungsmethode für Hunde, bei der frische, unverarbeitete Lebensmittel gefüttert werden. Ziel ist es, die natürliche Ernährung des Hundes nachzuahmen und ihm eine ausgewogene, gesunde Diät zu bieten. Diese Methode erfreut sich immer größerer Beliebtheit bei Hundebesitzern, die die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Vierbeiner fördern möchten. Jedoch ist zu bedenken, dass Barfen als „Königsdisziplin“ der Fütterung gilt und Zeit sowie relativ umfassendes Wissen in der Hundeernährung fordert. Die richtige Zusammensetzung der Barfmahlzeit ist essenziell, denn nur so kann gewährleistet werden, dass Dein Hund alle für ihn wichtigen Mineralstoffe und Vitamine bekommt.


Eine typische Barf-Mahlzeit besteht aus einer ausgewogenen Kombination verschiedener tierischer und pflanzlicher Komponenten, um den Nährstoffbedarf des Hundes optimal zu decken. Die genaue Zusammensetzung kann je nach Größe, Alter und Aktivitätslevel des Hundes variieren, aber eine gängige Barf-Mahlzeit setzt sich etwa folgendermaßen zusammen:

Rohes Fleisch (50-70%)
Dies bildet den Hauptbestandteil der Mahlzeit und dient als primäre Proteinquelle. Gängige Fleischsorten sind Rind, Huhn, Pute, Lamm oder Wild. Es wird empfohlen, regelmäßig zwischen verschiedenen Fleischsorten zu wechseln, um eine Vielfalt an Nährstoffen zu gewährleisten. Wichtig ist, dass das Fleisch roh und frisch ist.

Rohfleischige Knochen (10-20%)
Diese liefern Kalzium und andere Mineralstoffe. Geeignet sind fleischige, rohe Knochen wie Hühnerhälse, Rinderbrustbein oder Putenhälse. Knochen sollten immer roh und nicht gekocht gefüttert werden, da gekochte Knochen splittern und Verletzungen verursachen können.

Innereien (10-15%)
Innereien wie Leber, Niere, Herz oder Milz sind extrem nährstoffreich und liefern wichtige Vitamine (wie Vitamin A und B-Vitamine), Eisen und andere Mineralien. Leber sollte nur in kleinen Mengen gefüttert werden, da sie sehr vitaminreich ist.

Gemüse und Obst (10-20%)
Obwohl Hunde Fleischfresser sind, profitieren sie von einer kleinen Menge pflanzlicher Nahrung, die Ballaststoffe, Vitamine und Antioxidantien liefert. Geeignetes Gemüse sind Karotten, Kürbis, Zucchini oder Spinat. Obst wie Äpfel oder Beeren kann ebenfalls in Maßen hinzugefügt werden. Das Gemüse sollte fein püriert werden, um es für den Hund leichter verdaulich zu machen.

Fett (5-10%)
Fette sind eine wichtige Energiequelle für Hunde und unterstützen die Aufnahme fettlöslicher Vitamine. Gute Fettquellen sind tierische Fette (z.B. Rinderfett) oder hochwertige Öle wie Lachsöl oder Leinsamenöl, die zusätzlich Omega-3-Fettsäuren liefern.

Nahrungsergänzungsmittel
Abhängig von der Zusammensetzung der Mahlzeit können Ergänzungsmittel hinzugefügt werden, um Nährstofflücken zu schließen. Dazu gehören Kalzium (wenn keine Knochen gefüttert werden), Omega-3-Fettsäuren, Jod (z.B. über Seealgenmehl), Vitamin D und Probiotika.

    Beispiel einer Barf-Mahlzeit für einen mittelgroßen Hund (ca. 20-25 kg):

    • 300 g Muskelfleisch (Rind)
    • 100 g Hühnerhälse (rohe Knochen)
    • 50 g Rinderleber (Innereien)
    • 80 g pürierte Karotten und Zucchini (Gemüse)
    • 1 Teelöffel Lachsöl (Fettquelle)
    • 1/2 Teelöffel Seealgenmehl (Jodquelle)

    Durch diese ausgewogene Mischung aus tierischen und pflanzlichen Komponenten erhält der Hund alle wichtigen Nährstoffe, die er für ein gesundes und aktives Leben benötigt.

    Abb.1: Barfen erfreut sich immer größerer Beliebtheit bei Hundebesitzern, die die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Vierbeiner fördern möchten


    Beim Barfen gibt es mehrere wichtige Aspekte, die Hundebesitzer berücksichtigen sollten, um eine gesunde und ausgewogene Ernährung für ihren Hund zu gewährleisten:

    Ernährungsbalance

    Eine ausgewogene Ernährung ist entscheidend für die Gesundheit deines Hundes. Diese sollte eine geeignete Kombination aus Proteinen, Fetten, Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralstoffen beinhalten. Proteine sind wichtig für den Muskelaufbau und die Zellreparatur, während Fette Energie liefern und die Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen unterstützen. Achte darauf, dass die Nahrung ausgewogen ist und alle Nährstoffe in der richtigen Menge enthalten sind. Ein typisches Barf-Verhältnis könnte etwa 70-80 % tierische Produkte (Fleisch, Innereien, Fisch) und 20-30 % pflanzliche Bestandteile (Gemüse, Obst, Kräuter) sein.

    Lebensmittelauswahl

    Wähle qualitativ hochwertige, frische und möglichst unverarbeitete Zutaten. Vermeide Fertigprodukte und verarbeitete Lebensmittel, da sie oft Zusatzstoffe enthalten, die für Hunde schädlich sein können. Bei der Auswahl von Fleisch solltest du auf verschiedene Fleischsorten zurückgreifen, um eine breite Palette an Nährstoffen anzubieten. Innereien, wie Leber und Niere, sind ebenfalls wichtig, da sie viele Vitamine und Mineralien enthalten. Fisch ist eine gute Quelle für Omega-3-Fettsäuren, während bestimmte Gemüsesorten (wie Karotten oder Kürbis) die Verdauung unterstützen können.

    Fütterungshäufigkeit

    Die Häufigkeit der Fütterung hängt vom Alter, der Größe und dem Aktivitätslevel deines Hundes ab. Welpen benötigen in der Regel häufiger Futter (3-4 Mal am Tag), während erwachsene Hunde mit 1-2 Mahlzeiten pro Tag auskommen. Ältere Hunde oder Hunde mit speziellen Bedürfnissen könnten ebenfalls spezielle Fütterungszeiten benötigen. Achte darauf, die Futtermenge entsprechend anzupassen, um Übergewicht zu vermeiden. Eine regelmäßige Fütterungsroutine kann auch helfen, Verdauungsprobleme zu verhindern.

    Überwachung der Gesundheit

    Es ist wichtig, die Gesundheit deines Hundes regelmäßig zu überwachen. Achte auf Veränderungen im Gewicht, Fellqualität, Energielevel und Verhalten. Veränderungen im Stuhlgang, wie Durchfall oder Verstopfung, können Anzeichen dafür sein, dass die Ernährung nicht optimal ist. Regelmäßige Tierarztbesuche sind unerlässlich, um sicherzustellen, dass dein Hund gesund bleibt. Es kann auch hilfreich sein, das Gewicht und die Futteraufnahme deines Hundes regelmäßig zu dokumentieren, um Trends über seine Gesundheit zu erkennen.

    Umstellung auf Barfen

    Die Umstellung auf eine Barf-Diät sollte schrittweise erfolgen, um Magen-Darm-Probleme zu vermeiden. Beginne damit, die gewohnte Futtermenge mit kleinen Mengen von rohem Futter zu mischen und erhöhe allmählich den Anteil an roher Nahrung über einige Tage bis Wochen. Beobachte dabei die Reaktion deines Hundes genau. Wenn er Anzeichen von Unwohlsein zeigt, kann es notwendig sein, die Umstellung langsamer anzugehen.

    Hygiene und Sicherheit: Eine gute Hygiene ist beim Barfen besonders wichtig, um das Risiko von Krankheiten zu minimieren. Halte die Futterzubereitung und -lagerung sauber, um die Übertragung von Bakterien zu verhindern. Reinige alle Utensilien und Oberflächen gründlich nach der Zubereitung. Lagere rohes Fleisch im Kühlschrank oder Gefrierschrank, um eine Kontamination zu vermeiden, und achte darauf, dass das Futter immer frisch und nicht abgelaufen ist.

      Abb.2: Da Welpen in der Wachstumsphase einen besonders hohen Bedarf an Nährstoffen haben, muss ihre Ernährung sorgfältig ausbalanciert sein.

      Durch die Berücksichtigung dieser Aspekte kannst du sicherstellen, dass dein Hund durch eine artgerechte Ernährung die bestmögliche Gesundheit und Lebensqualität erhält. Barfen ist eine lohnende Methode, die jedoch Verantwortung und Wissen erfordert.



      Obwohl Barfen eine natürliche und gesunde Ernährungsweise für Hunde darstellt, kann es schwierig sein, allein durch die Auswahl von Fleisch, Gemüse und Obst alle notwendigen Nährstoffe in der richtigen Menge zu liefern. Um Mangelerscheinungen zu vermeiden und sicherzustellen, dass dein Hund alle wichtigen Vitamine und Mineralien erhält, können bestimmte Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein. Hier sind die wichtigsten Nahrungsergänzungsmittel, die beim Barfen in Erwägung gezogen werden sollten:

      Kalzium
      Kalzium ist einer der wichtigsten Nährstoffe für Hunde, insbesondere für das Wachstum und die Erhaltung starker Knochen und Zähne. In der Natur würde ein wild lebender Hund Kalzium aus den Knochen seiner Beutetiere beziehen. Beim Barfen muss dieses Kalzium gezielt ergänzt werden, insbesondere wenn du keine rohen Knochen fütterst. Geeignete Kalziumquellen sind:

      • Gemahlene Eierschalen: Diese können fein zermahlen und über das Futter gestreut werden.
      • Knochenmehl: Ein speziell für Haustiere hergestelltes Knochenmehl kann eine einfache Möglichkeit sein, Kalzium zuzuführen.
      • Rohfleischige Knochen: Sie sind eine natürliche Quelle für Kalzium und Phosphor. Wichtig ist, dass sie roh und nicht gegart sind, da gekochte Knochen splittern und gefährlich sein können.

      Omega-3-Fettsäuren
      Omega-3-Fettsäuren sind essentiell für eine gesunde Haut, ein glänzendes Fell sowie zur Unterstützung von Herz, Gelenken und Immunsystem. Besonders bei Hunden, die viel Muskelfleisch fressen, kann es leicht zu einem Ungleichgewicht zwischen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren kommen, da viele Fleischsorten mehr Omega-6 enthalten. Omega-3 kann ergänzt werden durch:

      • Fischöl: Hochwertige Fischöle (z.B. aus Lachs oder Sardinen) sind eine hervorragende Quelle für Omega-3.
      • Leinsamenöl: Besonders für Hunde, die Fisch meiden sollten, kann Leinsamenöl eine pflanzliche Alternative sein.
      • Krillöl: Krillöl hat den Vorteil, dass es besonders rein und reich an Omega-3-Fettsäuren ist.

      Vitamine und Mineralstoffe
      Hunde benötigen eine breite Palette an Vitaminen und Mineralien, um gesund zu bleiben. Während frisches Obst und Gemüse viele Vitamine liefern, kann es dennoch sinnvoll sein, bestimmte Nährstoffe gezielt zu ergänzen:

      • Multivitaminpräparate: Ein hochwertiges Multivitaminpräparat, das speziell auf die Bedürfnisse von Hunden abgestimmt ist, kann helfen, Nährstofflücken zu schließen.
      • Zink: Besonders bei Hunden, die viel Getreide oder Pflanzen fressen, kann Zinkmangel auftreten, da Zink aus pflanzlichen Quellen schlechter aufgenommen wird. Zink ist wichtig für die Hautgesundheit und das Immunsystem.
      • Vitamin D: Hunde können Vitamin D nur in geringen Mengen durch Sonneneinstrahlung synthetisieren, weshalb es wichtig ist, dieses Vitamin über die Nahrung zuzuführen. Fisch (z.B. Lachs) ist eine natürliche Quelle für Vitamin D, doch auch hier kann eine gezielte Ergänzung sinnvoll sein.

      Jod
      Jod ist entscheidend für eine gesunde Schilddrüsenfunktion. Da Hunde in der Natur Jod oft aus den Schilddrüsen ihrer Beutetiere oder aus Meerespflanzen beziehen würden, kann es bei der Fütterung von rohem Fleisch zu einem Mangel kommen. Eine einfache Quelle für Jod ist:

      • Seealgenmehl: Dieses natürliche Nahrungsergänzungsmittel aus Algen ist eine reichhaltige Quelle für Jod und kann in kleinen Mengen über das Futter gestreut werden. Vorsicht ist geboten, denn zu viel Jod kann auch schädlich sein. Daher sollte die Dosierung mit Bedacht erfolgen.

      Probiotika und Präbiotika
      Die Unterstützung der Darmgesundheit ist besonders wichtig, wenn du auf eine Rohfütterung umstellst. Probiotika und Präbiotika helfen, eine gesunde Darmflora zu erhalten und die Verdauung zu unterstützen:

      • Probiotika: Diese „guten“ Bakterien helfen, das Gleichgewicht der Mikroorganismen im Darm zu fördern. Sie können entweder in Form von Pulver, Kapseln oder speziellen Leckerlis verabreicht werden.
      • Präbiotika: Diese sind Nahrungsquellen für die guten Darmbakterien und fördern deren Wachstum. Präbiotika finden sich in ballaststoffreichen Lebensmitteln wie Flohsamenschalen oder bestimmten Gemüsearten, können aber auch gezielt ergänzt werden.

      Glucosamin und Chondroitin
      Diese beiden Stoffe sind besonders wichtig für Hunde, die anfällig für Gelenkprobleme sind, wie ältere Hunde oder große, schwere Rassen. Sie unterstützen die Gelenkgesundheit und können helfen, degenerative Gelenkerkrankungen wie Arthrose zu verhindern oder zu verlangsamen:

      • Glucosaminpräparate: Diese Nahrungsergänzungsmittel fördern den Knorpelaufbau und können schmerzhaften Gelenkverschleiß vorbeugen.
      • Grünlippmuschelextrakt: Dieser natürliche Extrakt enthält sowohl Glucosamin als auch Omega-3-Fettsäuren und ist besonders für Hunde mit Gelenkproblemen geeignet.

      Ballaststoffe
      Ballaststoffe sind wichtig für eine gesunde Verdauung. Während Fleisch und Knochen nur geringe Mengen an Ballaststoffen liefern, benötigen viele Hunde eine gewisse Menge an Ballaststoffen, um eine optimale Verdauung zu gewährleisten:

      • Gemüse und Obst: Faserreiche Gemüse wie Karotten, Kürbis oder Süßkartoffeln können in kleinen Mengen dem Futter hinzugefügt werden, um die Verdauung zu fördern.
      • Flohsamenschalen: Diese sind eine ausgezeichnete Quelle für lösliche Ballaststoffe, die sanft zur Verdauung sind und helfen können, Durchfall oder Verstopfung zu regulieren.

        Abb.3: Faserreiches Gemüse wie Karotten können in kleinen Mengen zum Futter gegeben werden, um die Verdauung zu fördern


        Die Ankaufsuntersuchung ist ein entscheidender Schritt beim Pferdekauf. Ein Tierarzt Obwohl Barfen viele Vorteile hat, gibt es auch einige Risiken, die Hundebesitzer im Auge behalten sollten:

        Verhaltensänderungen: Manche Hunde reagieren unterschiedlich auf eine Umstellung der Ernährung. Achte auf Verhaltensänderungen und Konsistenz im Stuhlgang.

        Bakterien und Parasiten: Rohes Fleisch kann mit Bakterien wie Salmonellen oder E. coli kontaminiert sein. Eine sorgfältige Handhabung und Hygiene sind unerlässlich.

        Nährstoffmangel: Bei unsachgemäßer Fütterung kann es zu Nährstoffmängeln kommen. Es ist wichtig, sich gut zu informieren und gegebenenfalls einen Tierernährungsberater zu konsultieren.

        Knochengefahr: Hartes, rohes Knochenfutter kann zu Zahnfrakturen oder inneren Verletzungen führen. Weiche, fleischige Knochen sind in der Regel sicherer.


        Barfen kann eine hervorragende Möglichkeit sein, die Ernährung deines Hundes artgerecht zu gestalten. Es erfordert jedoch sorgfältige Planung und Verantwortung von den Hundehaltern. Informiere dich umfassend, sprich gegebenenfalls mit einem Tierarzt oder einem Ernährungsberater und beobachte deinen Hund genau, um sicherzustellen, dass er die bestmögliche Ernährung erhält. So kannst du sicherstellen, dass dein vierbeiniger Freund gesund und glücklich bleibt!


        Dein Hund hat ständig Verdauungsprobleme?

        Wenn dein Hund unter wiederkehrenden Problemen im Magen- und Darmbereich leidet, solltest du besser den Rat eines Tierarztes einholen. Sicher dich mit einer Hundekrankenversicherung vor wiederkehrenden hohen Tierarztrechnungen ab!